Ich habe in der Vergangenheit Börse öfters mit Ansätzen aus der evolutionären Spieltheorie verglichen. Dahinter steckt der simple Gedanke, dass bei jeder Transaktion Geld nur umverteilt wird, sprich auf die Dauer kann die Masse der Trader nicht gewinnen. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass sich bestimme Trading-Strategien nur solange erfolgreich erweisen bis sie von einer kritischen Masse praktiziert werden. Simple Trading-Ansätze sind zum Beispiel: “Kaufe Aktien auf neuen 52-Wochen-Hochs” oder “Kaufe Aktien von Unternehmen, die ihre Planzahlen übertroffen haben”. Beide Stragien haben in den ersten Monaten des Jahres prima funktioniert. Doch seit einigen Wochen ist die Tendenz eindeutig. Wer prozyklisch im Sinne positiver Nachrichten oder charttechnischer Ausbrüche agiert, holt sich eine blutige Nase. Wenn Trader mit den genannten prozyklischen Strategien eine Bruchlandung erleiden, muss es eine Strategiemenge geben, die positive Renditen abwirft, denn weiterhin wird mit jeder Transaktion Geld nur umverteilt. Diese positive Strategie lautet derzeit: “Kaufe die stärksten Kursverluste von Aktien, wenn keine schlechten Nachrichten für den Kursverfall verantwortlich sind!”
Mein bestes Beispiel für diesen Trading-Ansatz war Funkwerk. Die Zahlen am Dienstag haben gezeigt, dass die gesamte Kursabstrafung unbegründet war. Folglich habe ich die Aktie zu 18 Euro gekauft (siehe Orderbestätigung). Heute stieg die Aktie um 11% und ich konnte einen schönen Trading-Gewinn realisieren.
Trading-Strategien, die von einer großen Massen praktiziert werden, vernichten ihren positiven Erwartungswert ganz von alleine. Wenn bekannte Trading-Ansätze ganz offensichtlich nicht aufgehen, bietet es sich an genau das Gegenteil zu praktizieren. Momentan ist der Gegenteil von prozyklischen Chartsbreaks ganz eindeutig der antizyklische Kaufansatz bei starken Verlusten über mehrere Tage. Das ist nicht einfach und sollte nur von Profis praktiziert werden. Wenn Sie sich damit nicht wohl fühlen, ist Passivität derzeit die beste Handlungsweise.