Ok – ich muss mich beruhigen. Advanced Medien hat eine große Fangemeinde, die jetzt natürlich alle sehr enttäuscht sind, dass die Großkunden dem kleinen Münchener Unternehmen doch boshafterweise einfach keine hohen Margen bezahlen wollen. Als ob das jemals eine realistische Annahme gewesen wäre. Aber die Emails, die jetzt bei mir eingeflattert kommen, sind der absolute Hammer. Ich habe ja auch gar nichts dagegen, dass ich ein “ganz große Ar****” bin. Darüber komme ich gut hinweg. Kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehe ich jedoch, wenn ich mir vorstellen muss wie manche Menschen die Welt betrachten.
“Fredz sagt Advanced Medien hat ein ganz hohes Cashlevel“, schreibt mir einer. Darum sei die Aktie doch wieder richtig billig. Wer um Himmels Willen hat das Gerücht in die Welt gesetzt, dass es sich bei Advanced Medien um einen Cashwert handelt? Von einem Cashwert spricht man, wenn der Cashbestand den Börsenwert fast komplett abdeckt. Der Nettocashbestand ergibt sich jedoch – einfach und verständlich ausgedrückt – aus Guthaben minus Verbindlichkeiten.
Jetzt werfen doch einmal bitte alle, die glauben Advanced Medien sei in Cash-Wert, einen Blick in die 2006er Bilanz. Es fängt bei den langfristigen Vermögenswerten schon richtig gut an. 11,2 Millionen Euro sind Geschäfts -oder Firmenwerte. Das ist kein Cash liebe Leute, das ist ein Aktivaposten, der gewissermaßen den Überschuss zu den Vermögenswerten ausdrückt, den Advanced Medien für die akquirierten Unternehmen bezahlt hat. Es geht weiter mit den sonstigen immatriellen Vermögenswerten, die ganze 5 Millionen Euro ausmachen. Das ist ebenfalls kein Geld, das auf irgendwelchen Konten liegt, was man umgangssprachlich als Cash versteht. Unter den langfristigen Vermögenswerten, ist von den großen Cashbeständen, die Advanced Medien angeblich besitzen soll, noch nicht viel zu sehen.
Kommen wir zu den kurzfristigen Vermögenswerten. Und tatsächlich. Hier gibt es drei Posten “Forderungen aus Lieferungen und Leistungen”, “sonstige finanzielle Vermögenswerte” sowie “Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente”, die addiert etwa 45 Millionen Euro ergeben. Doch leider, liebe Cashgläubige, ist die Welt wieder einmal so richtig böse zu Advanced Medien, denn es gibt ja leider noch die kurzfristigen Verbindlichkeiten. Die drei größten Posten “Finanzverbindlichkeiten”, “Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen” sowie “sonstige Verbindlichkeiten” ergeben zusammen etwa 43 Millionen Euro. Werfen Sie einen Blick in die Bilanz um sich selbst davon zu überzeugen.
Wer behauptet Advanced Medien hat ein hohes Cashlevel, berechnet sein privates Vermögen vermutlich ebenfalls, indem er seine Guthabenkonten stolz zusammen zählt, die ganzen Kredite aber einfach unter dem Tisch fallen lässt. Das soll jeder gerne tun, aber wenn man so an Aktieninvestments herangeht, braucht man sich doch nicht wundern, wenn es nach hinten los geht. Der Absturz der Advanced Medien Aktie kam nicht einfach unerwartet über Nacht. Für jeden kritisch denkenden Börsianer war spätestens seit einem halben Jahr zu erkennen, dass das Geschäftsmodell nicht das hergibt was der Vorstand immer angekündigt hat.