M A R K T K O M M E N T A R Global diversifizieren in einer weniger globalen Welt Eine noch höher verschuldete Welt ohne "normale" Zinssätze Aufgrund der staatlichen Rettungsmaßnahmen in der Corona-Krise werden die Staatsschulden im Verhältnis zum BIP in weiten Teilen der Welt nochmals deutlich höher liegen als noch Ende 2019. Regierungen und Zentralbanken stehen drei wesentliche Mittel zur Verfügung, um die Schuldenlast so zu steuern, dass eine Staatspleite vermieden werden kann: Finanzrepression, Steuererhöhungen und eine Inflationserhöhung. Unserer Ansicht nach sollten sich die Anleger auf den kombinierten Einsatz all dieser Mittel vorbereiten. Die Finanzrepression, bei deren Anwendung die Zentralbanken die Zinsen künstlich niedrig halten, ist den deutschen Anlegern bereits seit Jahren bekannt. Schließlich stellen die niedrigen Renditen aus den sichereren Anleihen und Barmitteln für konservative Sparer Kosten dar, und letztendlich tragen diese Sparer die Last der höheren Verschuldung zusammen mit den Steuerzahlern. Im Zuge der Krise hat die Europäische Zentralbank ihr Anleihekaufprogramm nochmals weiter erhöht. Länder wie Italien sind wahrscheinlich nur deshalb noch nicht zahlungsunfähig, weil die Europäische Zentralbank ihre Staatsanleihen durch Käufe stützt. Die Rückkehr zu einer "normalen" Geldpolitik und höheren Zinsen erscheint für die nächsten Jahre nicht realistisch. Die Aussicht auf viele weitere Jahre mit real negativen Zinssätzen bedeutet, dass Anleger ihre Barmittel und Anleihen in den Portfolios überdenken müssen. Als echter Krisenschutz kommen zukünftig sicherlich deutlich weniger Anleiheemittenten in Frage. Gleichzeitig bieten Anleihen mit niedrigerer Bonität oder einer geringeren Liquidität höhere Zinsen, die einen Ausgleich im Zinsertrag liefern können, der durch die Negativzinsen bei Staatsanleihen entsteht. Zudem könnten Anleger höhere Allokationen in andere Vermögenswerte mit Diversifikationsvorteilen wie Private Equity ins Auge fassen. Mit Gold lässt sich weiterhin das Risiko einer stark zunehmenden Inflation am besten absichern. Global diversifizieren in einer weniger globalen Welt Wir sind der Ansicht, dass die Welt nach der Krise strukturell gesehen weniger global ausgerichtet sein wird. Es ist zu beobachten, dass Regierungen darauf bedacht sind, wichtige strategische Güter vermehrt im Inland zu produzieren, während sich viele Unternehmen des operationellen Risikos verzweigter, globaler Lieferketten bewusster sein dürften. Eine weniger stark vernetzte Welt, in der verschiedene Länder unterschiedliche Strategien im Umgang mit dem Coronavirus und dessen Auswirkungen verfolgen, führt zu einer potenziell höheren Ergebnisbandbreite. Prognosen darüber, wer als Gewinner oder Verlierer aus diesem Prozess hervorgehen wird, sind schwierig. Daher sollten Anleger eine globale Diversifikation anstreben, um das Risiko zu mindern. Deutschland profitierte in der Vergangenheit von seinem enormen Exportüberschuss. Die starke Abhängigkeit vom Handel macht die deutsche Wirtschaft für einen Rückzug aus der Globalisierung folglich besonders anfällig. In der Post-Corona-Ära sollten die Anleger das Ausmaß ihres Engagements in deutschen Inlandsvermögen neu überdenken. Der Corona-Lockdown hat die Art und Weise wie Unternehmen arbeiten und Verbraucher einkaufen zudem sehr verändert. Einige dieser Veränderungen dürften von Dauer sein, so etwa die potenzielle Zunahme der Telearbeit oder des Online-Shoppings. Einige Sektoren werden beflügelt und andere wiederum werden dauerhaft Schaden erleiden. Anlagestrategie der neuen Weltordnung anpassen Covid-19 wird zu nachhaltigen Veränderungen in der Weltwirtschaft führen. Anleger, die ihr Vermögen schützen und vermehren möchten, sollten sich an die neue Weltordnung anpassen. Am besten gelingt dies mit einer durchdachten Vermögensallokationsstrategie, die darauf ausgelegt ist, an einem Anstieg der Märkte voll zu partizipieren, aber das Engagement während Marktrückgängen zu begrenzen. Unsere nach diesem Prinzip aufgebauten Allwetter-ETF-Portfolios haben ihre Stärken nicht zuletzt auch in den letzten Wochen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Aufmerksamkeit der Märkte beginnt sich schon jetzt auf die durch die Krise ausgelösten und danach bleibenden strukturellen Veränderungen zu richten. Die Veränderungen einzelner Aktienpreise relativ zum Gesamtmarkt spiegelt dies bereits wider. So notiert die Aktie von Amazon aktuell bereits wieder über ihrem Wert vom Jahresanfang. Anleger die erwägen, die Flexibilität ihres Portfolios zu erhöhen, um die aus der Krise resultierenden Gelegenheiten auf Basis von Einzelaktieninvestments zu nutzen, offerieren unsere aktiv gemanagten Sondersituationen-Portfolios aktuell eine äußerst attraktive Investmentopportunität.
Zusatzmaterial zur Meldung: Bild: http://newsfeed2.eqs.com/kapilendo/1038359.html Bildunterschrift: Björn Siegismund, Chief Investment Officer der Kapilendo AG
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1038359 07.05.2020