Medien Mitteilung
ANTEIL DER UNTERNEHMEN IN FINANZIELLER SCHIEFLAGE STEIGEN IN EUROPA AUF REKORDNIVEAU SCHWEIZER UNTERNEHMEN 2023 NOCH WIDERSTANDSFÄHIG, RESTRUKTURIERUNGSAKTIVITÄTEN NEHMEN JEDOCH ZU Fast 900 Unternehmen in Europa in Schwierigkeiten Schweizer Unternehmen erwiesen sich als die robustesten in Europa Gesundheitswesen und Chemiesektor sind die kritischsten Branchen in der Schweiz
Zürich, 22. Juli 2024 ? Das weltweit tätige Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal (A&M) hat heute seinen halbjährlich erscheinenden Alvarez & Marsal Distress Alert (ADA) veröffentlicht, in dem die Ertrags- und Finanzlage von mehr als 8.200 Unternehmen in Europa bewertet wird. Die Analyse stellt fest, dass die Zahl der Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten in Europa gegenüber dem Vorjahr um 10% gestiegen ist. 9,2 % der europäischen Unternehmen befinden sich 2023 in einer finanziellen Schieflage. In zehn von 16 Sektoren hat sich die finanzielle Lage der Unternehmen verschlechtert, und in mehr als der Hälfte der Länder (55 %) ist die Zahl der Notlagen gestiegen. Die Analyse zeigt auch, dass der Anteil der Unternehmen mit schwacher Finanzlage einen Rekordwert von 31,2 % erreicht hat, was über 2.500 Unternehmen entspricht. Darin spiegeln sich die Auswirkungen einer erhöhten finanziellen Verschuldung und der geringeren Umsätze wieder, letztere werden durch den Rückgang der Verbraucherausgaben und die inflationsbedingten Mehrausgaben verursacht, wodurch die Fähigkeit der Unternehmen, ihre Finanzschulden zu bedienen, beeinträchtigt wird. Besonders problematisch sind die negativen Konjunkturaussichten für Unternehmen mit hoch verschuldeten Kapitalstrukturen. Da die Zinssätze voraussichtlich nur langsam sinken werden und der verbleibende Inflationsdruck nur schwer einzudämmen ist, erwartet A&M eine weitere Zunahme finanzieller Notlagen, da der Druck auf den Cashflow anhält und Fälligkeiten drohen, was zu mehr Restrukturierungsaktivitäten führen wird. Grossbritannien und Deutschland am stärksten betroffen in Europa Im Grossbritannien ist die Zahl der Unternehmen in Schieflage im Vergleich zum Vorjahr am stärksten gestiegen: Fast jedes zehnte Unternehmen (9,9 %) befindet sich jetzt in Schwierigkeiten, verglichen mit 8,4 % im Vorjahr. Die stagnierende Wirtschaftslage im Vereinigten Königreich hat sich auch auf die Leistung ausgewirkt: 15,1 % der Unternehmen verzeichneten im vergangenen Jahr eine mangelnde Leistungsfähigkeit. Der Anteil der Unternehmen, denen es an einer soliden Bilanz fehlt, liegt zum ersten Mal seit vor 2020 wieder bei über 30 %. Ein ähnlich hoher Anteil der deutschen Unternehmen befindet sich in Schwierigkeiten (9,4 %), was den höchsten Wert seit Beginn der Pandemie darstellt. Die Zahl der Unternehmen, denen es an Leistungsfähigkeit und Bilanzstärke mangelt, hat in den letzten Jahren ebenfalls zugenommen und macht nun 15,7 % bzw. 27,8 % aller deutschen Unternehmen aus. Die konsumnahen Branchen sind in Europa am stärksten betroffen, wobei sich der Modehandel mit 18,8 %, als der am stärksten betroffener Sektor erweist. Nachlassende Verbraucherausgaben und die anhaltenden Auswirkungen der Inflation auf die Kosten haben die Branche belastet, ebenso wie die jüngste Krise in der Lieferkette. Auch in der Medien- und Unterhaltungsbranche hat der Druck zugenommen: 14,4 % der Unternehmen befinden sich nun in Schwierigkeiten. Auch im Baugewerbe und in der chemischen Industrie sind 10 % bzw. 11,7 % der Unternehmen in Bedrängnis. Bei den Chemieunternehmen ist der Wert seit 2020 um mehr als 40 % gestiegen, was auf die nachlassende Nachfrage, den Nachhaltigkeitsdruck und den Wettbewerb aus anderen Regionen zurückzuführen ist. Auch das Baugewerbe leidet unter einem starken Nachfragerückgang aufgrund höherer Zinssätze, steigender Kosten und Arbeitsunterbrechungen. Alessandro Farsaci, Managing Director Schweiz bei A&M sagt: ?Das Wirtschaftswachstum in Europa ist nach wie vor schwach, was sich insbesondere auf Schweizer Exportunternehmen auswirkt, und die inländischen Konsumausgaben sind aufgrund verschiedener Faktoren rückläufig, was die finanzielle Leistungsfähigkeit beeinträchtigt und die Fähigkeit von Unternehmen mit hohem Fremdkapitalanteil schwächt, ihre Schulden zu bedienen oder ihre Kreditvereinbarungen einzuhalten. Wir beobachten eine erhebliche Zunahme der Restrukturierungsaktivitäten und erwarten, dass diese weiter ansteigen, insbesondere im Hinblick auf die näher rückende Kumulation von Kredit-Endfälligkeiten (Refinanzierungen). Diese herausfordernde Zeit bietet den Unternehmen jedoch auch die Gelegenheit, ihre Position grundlegend zu überdenken, insbesondere durch eine Verbesserung der Bilanzen und der betrieblichen Effizienz, um langfristig gestärkt aus der Situation hervorzugehen." Insolvenzrisiko in der Schweiz verbessert sich und bleibt auf tiefem Niveau In der Schweiz bleibt das Insolvenzrisiko für Unternehmen im Jahr 2023 im Vergleich zu anderen europäischen Ländern niedrig und ist von 6,1 % im Vorjahr auf 5,2 % gesunken, was die moderate wirtschaftliche Erholung des Landes widerspiegelt. In der Schweiz verzeichnete etwa jedes zehnte Schweizer Unternehmen eine mangelnde Leistungsfähigkeit, und die Bilanzen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert, wobei 24,1 % der Unternehmen eine ungenügende Bilanzstärke auswiesen. Dennoch haben auch in der Schweiz die Restrukturierungsaktivitäten in den letzten Monaten spürbar zugenommen. Vor allem die schwache Performance der Spitäler und die jüngst gestiegenen Herausforderungen im Zusammenhang mit ihren Refinanzierungen belasten die Branche aktuell sehr. Im Jahr 2023 befanden sich 10,3 % dieser Unternehmen in Schwierigkeiten, der höchste Prozentsatz aller Sektoren. Die alten Tarife, die hohe Inflation und die Energiekosten sowie der hohe Investitionsbedarf haben die Krankenhäuser stark belastet, auch die gestiegenen Personal- und Warenkosten haben neben den steigenden Krankenversicherungsprämien zu den Leistungsproblemen beigetragen. Die A&M-Daten zeigen auch einen negativen Trend für Bauunternehmen, wo die Nachfrage durch die Auswirkungen höherer Tarife beeinträchtigt wurde. Eine weitere Industriegruppe, die ein erhöhtes Mass an Stress aufweist, ist die Chemie- und Andere, die mit strukturellen Herausforderungen wie höhere Energiepreise, die wachsende chinesische Konkurrenz und die Notwendigkeit der Dekarbonisierung konfrontiert ist. Alessandro Farsaci, Managing Director Schweiz bei Alvarez & Marsal, sagt: ?Im europäischen Vergleich haben die Schweizer Unternehmen eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit gezeigt. Für das Jahr 2024 stellen wir jedoch fest, dass die verzögerten negativen Auswirkungen der Pandemie, verstärkt durch den Anstieg der Zinssätze seit 2022, auch die Gewinne und Bilanzen der Schweizer Unternehmen belasten und zu einer erheblichen Restrukturierungsaktivität führen. Der jüngste Rückgang der Zinssätze und die Stabilisierung der Inflation, die allerdings immer noch auf einem historisch hohen Niveau liegt, schaffen günstige Bedingungen für ein hohes Refinanzierungsvolumen in der Zukunft."
Methodik Das A&M-Beratungsteam für finanzielle Restrukturierung hat eine Methodik entwickelt, um die Leistungsfähigkeit und Bilanzstabilität europäischer Unternehmen zu bewerten, mit dem Ziel, diejenigen Unternehmen zu identifizieren, die sich in einer finanziellen Notlage befinden oder sich möglicherweise bald in diese Richtung bewegen werden. Die Studie umfasst börsennotierte und private Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 20 Millionen Euro in 33 Ländern in Europa und dem Nahen Osten und basiert auf den Daten von mehr als 26.000 Unternehmen für die Geschäftsjahre 2020 bis 2022 und von etwa 4.700 Unternehmen, die bis November 2023 ihre Finanzergebnisse gemeldet haben. Der ADA-Index analysiert 18 KPIs, um zwei Sub-Scores zu bilden: den Performance-Score, der auf der eigenen Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens sowie den damit verbundenen KPIs im Vergleich zu seinen Branchenkollegen basiert, und den Robustheits-Score, der auf detaillierten Bilanzdaten beruht.
Über Alvarez & Marsal Führende, global operierende Unternehmen, Investoren und öffentliche Einrichtungen weltweit wenden sich an Alvarez & Marsal (A&M), für kompetente Unterstützung bei der Lösung betrieblicher, finanzieller und/oder regulatorischer Herausforderungen. A&M befindet sich seit seiner Gründung im Jahr 1983 in Privatbesitz. Wenn herkömmliche Ansätze nicht ausreichen, um eine Transformation zu bewirken und den Wandel voranzutreiben, wenden sich unsere Kunden an unser fundiertes Fachwissen und unsere Fähigkeit, praktische Lösungen für ihre einzigartigen Probleme zu liefern. Mit über 10.000 Mitarbeitern auf sechs Kontinenten liefern wir greifbare Ergebnisse für Unternehmen, Vorstände, Private-Equity-Firmen, Anwaltskanzleien und Regierungsbehörden, die vor komplexen Herausforderungen stehen. Unsere Führungskräfte und ihre Teams nutzen die Erfahrung von A&M im Bereich Restrukturierung, um Unternehmen zu helfen, entschlossen zu handeln, ihr Wachstum zu beschleunigen und ihre Ergebnisse zu verbessern. Wir sind erfahrene Fachleute und Berater, ehemalige Regulatoren und Industriebehörden, die sich gemeinsam dafür einsetzen, dass unsere Kunden wissen, was notwendig ist, um Veränderungen in strategischen Unternehmenswert umzuwandeln, Risiken zu managen und in jeder Wachstumsphase Werte zu schaffen.
KONTAKT: Nicolas Weidmann
Zusatzmaterial zur Meldung: Datei: ADA Swiss Media Release 22.7.24_Final D Datei: 9348_AM_444112_RES_EMEA_AM Distressed Alert 2024 Summer Edition_FINAL
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1950469 22.07.2024 CET/CEST